Lehren
Adressaten: Lehrerinnen und Lehrer
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Kompetenzen – Lehrwerke u. -materialien – Referenzrahmen – Referenzrahmen Interkomprehensionskompetenz
Lehrwerke unterschiedlicher Qualität existieren bekanntlich viele. Hilfreich für das Erlernen romanischer und germanischer Sprachen sind im Rahmen der Interkomprehensionsdidaktik die Publikationen der Editiones EuroCom-Reihen im Shaker-Verlag und ihren jeweiligen Unterabteilungen EuroComRom und EuroComGerm. Klein & Stegmanns 7 Siebe sind in jedem Fall als romanistisches Grundlagenlehrwerk nützlich, das vor allem, aber keinesfalls ausschließlich, an Studierende der Romanistik gerichtet ist. Die von F.-J. Meißner und Claude Meissner besorgte französische Fassung enthält zudem eine umfangreiche Introduction à la didactique de l’eurocompréhension (S. 7-140). Das von Britta Hufeisen und Nicole Marx herausgegebene Parallelwerk führt in die germanische und skandinavische Interkomprehension ein. Zu speziellen Sprachkontrasten unter Einschluss von Englisch wird man zu Klein & Reissner (Basismodul Englisch. Englisch als Brückensprache in der romanischen Interkomprehension) greifen. Für slawische interkomprehension Tafel et al.: Slavische Interkomprehension – Eine Einführung (eBook). Tübingen: Narr & Francke Attempt 2009 eine Hilfe.
Natürlich wurden in den romanischen Ländern zahlreiche Lehrwerke für romanische Interkomprehension entwickelt, ist hier doch der Lernerfolg besonders leicht greifbar. Das wohl älteste (moderne) Lehrwerk zum interkomprehensiven Ansatz, Eurom4, verfolgte das Prinzip, nur das zu lehren, was für romanische Muttersprachler interlingual ‚opak‘, also zwischensprachlich intransparent, ist. EuroComRom hingegen war von vornherein daran gelegen aufzuzeigen, worin sich die einzelnen romanischen Sprachen ähneln – vor allem um nicht-romanischsprachigen Lernern zu helfen, zunächst fremd erscheinende Strukturen zu „demaskieren“.
Unter den Nachfolgewerken von Eurom4 und den jüngeren, z.T. digitalen, Lehrwerken und Lernplattformen von GALATEA und GALANET sind der Manual Interlat. Compreensão escrita em português, espanhol e francês / Comprensió escrita en portugués, español y francés / Compréhension écrite en portugais, espagnol et français von Gilda Tassara Chávez & Patricio Moreno Farías (Ediciones Universitarias de Valparaíso, Chile), sodann InterRom: intercomprensión en lenguas romances von Ana María Carullo et al. (Universidad Nacional de Córdoba, Argentina) hervorzuheben.
Wo steht die Interkomprehensionsdidaktik (die in den romanischen Ländern zumeist als didactique du plurilinguisme, didattica del plurilinguismo… bezeichnet wird)? Hierauf versuchen Luc Collès, Jean-Louis Dufays und Costantino Maeder in Enseigner le français, l’espagnol et l’italien. Les langues romanes à l’heure des compétences (Bruxelles: de boek.duculot) eine Bestandsaufnahme. Wie der Titel andeutet, beschränken sie sich nicht auf die Komprehension allein.
Neben den Lehrwerken im eigentlichen Sinne hat die Interkomprehensionsdidaktik zahlreiche Materialien für den Einsatz im Unterricht (z.B. der Sekundarstufen 1 und 2) entwickelt.
Referenzrahmen: Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen: lernen – lehren – beurteilen (GER) zeigt eine deutliche Offenheit für die Mehrsprachigkeit, und in einer Vielzahl von Dokumenten haben der Europäische Rat und die Europäische Kommission zum Erwerb mehrerer Sprachen ermuntert: „Muttersprache + mindestens zwei Fremdsprachen operabel in den vier Grundkompetenzen Hören-Sprechen und Lesen-Schreiben können“ ist die Leitlinie für das „mehrsprachige Minimum„. Der Anspruch ist hoch, aber erreichbar und bzgl. des Merkmals „mindestens“ offen; zumal die Interkomprehensionsdidaktik den Erwerb rezeptiver Kompentenz in weiteren Sprachen stark erleichtert. Die Leitlinie erfordert eine Öffnung der mehrsprachigen Bildung zugunsten von mehr Diversifizierung des Fremdsprachenangebots und der Kompetenzziele. Methodisch setzt der Unterricht auf reflexives Lernen und auf das Vergleichen korrespondierender sprachlicher Schemata. Hier findet die Interkomprehensionsdidaktik (im Sinne der Mehrsprachenerwerbs) weitere Legimität. Dabei ist zu bedenken, dass für diesen Ansatz typische Lernziele und Methoden auch im regulären und traditionellen Unterricht ihren regelmäßigen Platz finden.
Leider bleibt der GER in der Fassung von 2001 methodisch hinter diesem Ziel zurück. Die integrative Fremdsprachendidaktik entwickelt konzeptionell und methodisch synergetische Lernwege zum Erwerb der Mehrsprachigkeit. Der Referenzrahmen für Plurale Ansätze zu Sprachen und Kulturen (RePA) ergänzt den GER insoweit, als er auch Deskriptoren für die sog. ‚weichen Kompetenzen‘ vorlegt. Betroffen sind
- das interkulturelle Lernen
- die Interkomprehension
- die Sprachenbewusstheit
- die integrative Didaktik.
Bemerkenswert ist das Kompetenzmodell des RePA, Es betont in Anlehnung an den GER die Verbindung der volitionalen (Einstellungen, attitudes, savoir-être), wissens- (Wissen, knowledge, savoir) und könnensbezogenen (skills, savoir-faire) Kompetenzdomänen, deren jeweilige Ressourcen in jedem Tun zusammenwirken müssen, damit überhaupt zielgerichtetes Handeln (wie intendiertes Lernen) ermöglicht wird. Der RePA hat bei der Entwicklung des didaktischen Leitbegriffs der Sprachlernkompetenz in mehrfacher Weise Pate gestanden.
Kompetenz meint immer Handlungswissen. Eine Kompetenz ist, wie gesagt, immer durch einen Mix von Einstellungs-, Wissens- und Handlungsschemata komponiert. Das Kompetenzmodell des RePA spricht daher von Prädikaten und Objekten, die miteinander verbunden werden (müssen), um Handlung zu generieren. Da i.d.R. Handeln eine komplexe Entstehung hat, müssen die es konstituierenden Objekte (Ressourcen) aus den drei genannten Domänen generiert werden und mit mehreren Prädikaten interagieren können.
Erklärung: Die Handlung X bildet sich in der Interaktion von Prädikat 1 bis 3. Ein jedes Prädikat ist von Objekten oder Ressourcen komponiert. Die Objekte interagieren miteinander.
Die Arbeit mit dem RePA war Gegenstand zahlreicher Lehrerfortbildungen und Seminare. Eine Kurzform zum Begriff der Kompetenzen und der Deskriptoren, welche indirekt und weitgehend die deutschen Abiturstandards erläutern, bietet Band 2 (vgl. S. 8ff.) der Giessener Fremdsprachendidaktik:online.
Im Fall der Interkomprehension sind die Domänen des Lesen-Könnens, darunter des sprachlichen Verstehens und des inhaltlichen Verständnisses betroffen.
Im Rahmen des Miriadi-Projektes
entstand ein Referenzrahmen für
interkomprehensive
kommunikative Kompetenz
(Référentiel de compétences
de communication plurilingue en
intercompréhension). Er beschreibt sowohl die Interkomprehension als auch die Interkommunikation.
Grundwortschatz der romanischen Mehrsprachigkeit: Auch die Didaktik der romanischen Sprachen der Justus Liebig-Universität Gießen ist Partner im Miriadi-Netz, das von APICAD (Association internationale pour la promotion de l’intercompréhension à distance) fortgeführt wird. Ihr Anteil bestand in der Erarbeitung eines Minimalwortschatzes der romanischen Sprachen und seiner Integration in einer ebenfalls von ihr zu entwickelnden App. Die Weiterführung des Projekts im Sinne eines Kernwortschatzes unterstützt die Forderung nach Dissemination von EU-geförderten Projekten. Die Nutzung der Apps ist daher ohne benutzerseitigen Kostenanfall möglich.