Sprachlernkompetenz gestern u. heute

(Inter)komprehension beruht auf der Fähigkeit des Menschen zur verbalen Komprehension, ohne die kein Spracherwerb möglich ist. I. begleitet daher die Menschheit von jeher. I. ist also nicht nur weitaus älter als unsere heutigen Sprachen und ihre Normen, sondern auch als die historischen klassischen Sprachen. I. folgt aus der mentalen Verarbeitung gesprochener oder verschrifteter Sprache.

Allerdings entsprach der Fremdsprachenunterricht, wie ihn die meisten Zeitgenossen in ihrer Schulzeit erlerbten, nur bedingt der ’natürlichen‘ (kommunikativen) Verwendung von Sprache – eine Lehrperson unterrichtete eine Klasse (=eine Person sprach/spricht dominant zu vielen Personen); die produktiven Anteile der Lerner an der Klassenraumkommunikation war gering; lernerseitige Primärmotivationen zur Mitteilung von Inhalten fehlten ebenso wie die Unterstützung durch zahlreiche kompetente Sprecher (language acquisition support); reduziertes Spracherlebnis im Sinne eines Sprachcurriculums (d.h. eines mehr oder weniger engen Lehr- oder Lernplans, der den Input kontrolliert); weitgehendes Fehlen authentischer Mündlichkeit und sprechsituativer Einbettung u.a.m. Die Aufmerksamkeit galt der Zielsprache (oft im Vergleich zur Muttersprache der Schülerinnen und Schüler), weitaus weniger jedoch dem Sprachenlernen und dem Spracherwerb. Heute Lerntheorien betonen hingegen die Vorteile des ‚reflexiven‘ Lernens. Daher erfuhr die Sprachaufmerksamkeit (language awareness) – besser, doch zumeist ungesagt: die Sprachlernaufmerksamkeit – eine Aufwertung. Der Terminus der Sprachlernkompetenz führt die Begriffsbildung weiter. Da Kompetenzen im Handeln sichtbar werden, erlaubt Sprachlernkompetenz einen griffigeren didaktischen Zugriff – z.B. in Gestalt von Lernaufgaben, die auch den Lernweg erläutern. Die Interkomprehensionsdidaktik hat zu dieser Entwicklung wesentlich beigetragen.

Die moderne Unterrichtstechnologie und die Erreichbarkeit der Zielsprachen in ihrer audialen und visuellen Gestalt durch Satelliten-TV und Internet im Alltag der Menschen haben die Situation und das ‚Sprachenerlebnis‘ grundlegend verändert. Interkulturelles Kontaktlernen (Tandem) und interkultureller Projektunterricht sind möglich. Interkulturelle Kommunikation und Mehrsprachigkeit begegnen mehr denn je im heutigen Alltag. Auch dies verleiht der Interkomprehension ein besonderes Gewicht. Zugleich haben verschiedene Wissenschaften unser Verständnis von Sprachen, Spracherwerb und Mehrsprachigkeit verbessert. Während vordem relativ einseitig das Lesen dominierte, spielen heute Hör- und Hörsehverstehen ein zunehmend wichtige Rolle.

Die Nutzung von Lernstrategien zeigt den didaktischen Unterschied zwischen einst und jetzt.

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