Erfahrene Lerner

Da erfahrene Lernerinnen und Lerner regelmäßig auf ihr sprachen- und sprachlernbezogenes Vorwissen zurückgreifen – sie können kaum anders – bietet sich „natürlicherweise“ die Interkomprehensionsmethode für den Erwerb einer neuen Sprache an. Sie eignet sich zuvorderst für den Erwerb der Lesekompetenz. Empirische Studien zeigen für die romanischen Sprachen, dass Deutschsprachige sehr rasch jenes Kompetenzniveau in ihrer neuen romanischen Zielsprache erreichen, das sie in einer anderen romanischen Sprache bereits erreicht haben.

Entscheidend für den Lernerfolg ist aber nicht etwa nur die in einzelnen Sprachen nachgewiesene Belegzeit von Unterricht, sondern der regelmäßige Umgang mit Mehrsprachigkeit. So schnitt in einem Spanisch-Leistungskurs der Abiturstufe eine bilingual russisch-deutsche Schülerin in dem 10stündigen Kurs „Lesekompetenz Italienisch“ bestens ab, die anders als ihre Mitschülerinnen zuvor weder Latein noch Französisch belegt hatte. Ihre guten Deutsch-, Russisch-, Englisch- und die erworbenen Spanischkenntnisse waren offensichtlich ausschlaggebend, indem sie das Material für häufige Sprachvergleiche bereitstellten. Es ist nicht falsch, in diesem Fall von einem „Training durch häufigen Sprachwechsel und Sprachenvergleich“ zu sprechen.

Dennoch bestätigt die Empirie: eine romanische Sprache ist eine optimale Hilfe für den interkomprehensiven Erwerb des Lese- und auch des Hörverstehens in einer weiteren. Doch erleichtert auch das Englische aufgrund seines hohen Anteils romanischen Vokabulars den interkompehensiven Ansatz. – Letztlich ist jedoch immer das Mehrsprachenverhalten der einzelnen Lernerinnen oder Lerner entscheidend.

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